Ut pictura poesis - Die Darstellung eines Sachverhaltes ist schon eine Form der Erkenntnis

28.06.2023 18:00 - 19:30

Bazon Brock (Bergische Universität Wuppertal)

Seit 2000 Jahren werden die Tätigkeiten von Künstlern und Wissenschaftlern – eine protohumanistische Position – nicht im Erkenntnisinteresse unterschieden, sondern in der Erkenntnisstiftung durch Darstellung der Gegenstände des Interesses.

Wie beginnt man? Durch Rückerinnerung an die Arbeitsformen der Vorgänger. Das nennt man Wiederauferstehenlassen, französisch: Renaissance. Aber Renaissance ist kein Epochen-, sondern ein Strukturbegriff für die Bearbeitung der Frage: Wie kommt das Neue in die Welt? Generalisiert müssen wir also von Renaissancen sprechen und nicht von einem bestimmten historischen Geschehen.

Von Platons Behauptung, dass Erkenntnis durch eine Rückerinnerung an „Ideen“ (als Prototypen des Möglichen) gewonnen werde, über die Methodik der Memorialtheater (Beispiel Robert Fludd) bis zur Psychodynamik der Erinnerung nach Freud leiten sich die heutigen Bestimmungen für die Einheit der Welt jenseits der bekannten dialektischen Verfahren ab – also etwa die Einheit von Alt und Neu, die Bestimmbarkeit des Ewigen als Zeitform oder die zu seinem Wirken notwendige Menschwerdung Gottes.

Zwei Verfahren haben sich als besonders leistungsfähig erwiesen: Mathematik als naturwissenschaftliche Theologie und Embodiment/Verkörperungszwänge des Geistes, denn endlich ist neurophysiologisch erwiesen, dass es keinen unverkörperten Geist geben kann. Wissenschaftler und Künstler sind gleichermaßen kreativ in der Entwicklung von Verfahren des Embodiments. Gibt es unter diesen Verfahren eine Rangigkeit – historisch etwa als Paragone behaupte.

Organiser:
TU Wien und Wolfgang Pauli Institut.
Location:
TU Wien Hauptgebäude, Hörsaal 7, Schütte-Lihotzky