Der Mathematiker, Philosoph und Logiker Kurt Gödel (Brno 1906 – Princeton 1978) gehört zu den bedeutendsten Wissenschaftern des 20. Jahrhunderts und hat wesentliche Teile seiner bahnbrechenden Arbeiten an der Universität Wien durchgeführt. 2023 haben Kolleginnen und Kollegen verschiedener Fakultäten vorgeschlagen, Gödel ein Denkmal im Arkadenhof der Universität Wien zu widmen. Solche Ehrungen liegen in der Verantwortung von Rektorat und Senat. Die herausragende Bedeutung von Gödel und eine entsprechende Ehrung an der Universität Wien standen dabei natürlich nie zur Diskussion. Es stellte sich nur die grundsätzliche Frage, wie herausragende Wissenschafterinnen und Wissenschafter im 21. Jahrhundert angemessen ausgezeichnet und in Erinnerung gerufen werden können. Darum – und ausschließlich darum – ging es der gemeinsam von Rektorat und Senat eingerichteten Arbeitsgruppe.
Der von Heinrich von Ferstel errichtete Arkadenhof ist ein bedeutendes, dem Denkmalbegriff des 19. Jahrhunderts verpflichtetes historisches Ensemble, in dessen Rahmen Wissenschafter in Form von Büsten ausgezeichnet wurden. Der überwiegende Teil stammt aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg. Eine nicht nur künstlerisch lange überholte Denkmalform, so dass aus guten Gründen seit Jahrzehnten keine Büsten mehr im Arkadenhof zur Aufstellung gekommen sind. Aus Anlass des 650. Gründungsjubiläums der Universität Wien im Jahr 2015 wurden allerdings, endlich und lange überfällig, mit Charlotte Bühler, Marie Jahoda, Berta Karlik, Lise Meitner, Grete Mostny, Elise Richter und Olga Taussky-Todd sieben bedeutende Wissenschafterinnen in dieses bis dahin ausschließlich männliche „Pantheon der Wissenschaft“ integriert und zwar in dezidiert neuen künstlerischen Formen. Mit diesen zeitgenössischen Interventionen ist das historische Ensemble des Arkadenhofs sinnvoll abgeschlossen.
Die Ehrung herausragender Wissenschafterinnen und Wissenschafter ist der Universität Wien ein wichtiges Anliegen. Ihre Persönlichkeiten in Erinnerung zu rufen und ihre Leistungen auch der jungen Generationen präsent zu machen, trägt wesentlich zur Reputation der Universität bei und ist ein wirksames Instrument der Wissenschaftskommunikation. Monumente der Erinnerung können und sollen auch in Zukunft an der Universität errichtet werden, aber im 21. Jahrhundert braucht es, jenseits des Arkadenhofs, neue künstlerische Konzepte und begleitende Formate der Vermittlung. An welchem Ort und in welcher Form an der Universität Wien ein angemessenes Denkmal für Kurt Gödel errichtet werden soll, dazu laufen bereits intensive Gespräche. Eine einfache Fortschreibung von Denkmalkonzepten des Historismus jedenfalls wird diesem herausragenden Denker nicht gerecht.
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Mag. Alexandra Frey
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