Keine Scheu vor neuen Betätigungsfeldern. Petra Grell-Kunzinger schätzt die Vielfalt

18.09.2020
  • Studium und wichtige Stationen des beruflichen Werdegangs

Mag. Petra Grell-Kunzinger absolvierte ein Diplomstudium der Mathematik an der Universität Wien, das Sie mit einer Diplomarbeit über Stochastische Optimierung abschloss. In ihrer abwechslungsreichen beruflichen Laufbahn arbeitete sie zunächst fünf Jahre u.a. als Quantitative Analyst im Investmentbanking bei der Raiffeisenbank International und drei Jahre in der Beratung bei McKinsey, bevor sie in die Strategieabteilung der ÖBB wechselte. Danach war sie fünf Jahre in verschiedenen Bereichen der Österreichischen Post AG tätig, insbesondere im Bereich Strategie und Konzernentwicklung und dann als Geschäftsführerin zweier Tochterunternehmen. Ihr Interesse für technologische Entwicklungen führte sie später als Geschäftsführerin zur Innovationsplattform Techhouse.

Seit dem Sommer 2020 ist Petra Grell-Kunzinger als Gründerin eines Startups im Pflegebereich unterwegs – wieder eine neue Welt.

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  • Welche Rolle spielt(e) das Mathematikstudium in Ihrem Berufsleben und wie ordnen Sie generell seinen Stellenwert am Arbeitsmarkt ein?

Die konkreten mathematischen Theorien aus meinem Studium habe ich im Beruf kaum angewandt. Das Studium hat mir trotzdem extrem viel gebracht, insbesondere das Training darin, Problemstellungen analytisch anzugehen, strukturiert zu denken und sich ohne Scheu in schwierige neue Themen einzuarbeiten. Mathematiker*innen verfügen da über hohe Ausdauer und auch Frustrationstoleranz. Diese spezifischen Fähigkeiten werden meiner Einschätzung nach am Arbeitsmarkt besonders wahrgenommen. Ein erfolgreich absolviertes Mathematikstudium signalisiert, dass man gelernt hat, sich konsequent mit anspruchsvollen Aufgaben auseinanderzusetzen und nicht aufzugeben.

  • Was schätzen Sie an Ihrer derzeitigen Tätigkeit besonders?

Ich habe immer die Abwechslung gesucht, ich möchte etwas bewegen. Nach vielen Jahren in großen Unternehmen habe ich mich nun für die Gründung eines Startups entschieden. Parallel dazu möchte ich auch meine Erfahrung als Managerin, Beraterin, Coach und Mentorin für kleinere Unternehmen und Gründer*innen anbieten. Diese Kombination aus eigenem Startup und Begleitung von anderen Firmen finde ich enorm spannend, da sich die Themen perfekt ergänzen.  

  • Was raten Sie Mathe-Student*innen?

Ich empfehle jedenfalls, die freie Zeit und Flexibilität während des Studiums zu nützen, um Verschiedenes kennenzulernen und auszuprobieren, innerhalb des Studiums und darüber hinaus. Praktika bei unterschiedlichen Unternehmen und Workshops für Studierende, wie etwa Beratungshäuser sie anbieten, stellen gute Möglichkeiten dar. Wertvoll sind auch die Kontakte, die man dabei knüpfen kann.

Herauszufinden und zu berücksichtigen ist natürlich auch was einem selbst liegt, etwa ob man sich als Expert*in für einen bestimmten Bereich sieht oder lieber in die Breite gehen möchte. Ich selbst bringe gerne unterschiedliche Expert*innen zusammen, um ihre Stärken zu verknüpfen und so in meinem Team nutzen zu können. Bei der konkreten Jobwahl rate ich auch sehr darauf zu achten, ob die Chemie im Team stimmt.

Der eigenen Neugier und dem Interesse an bestimmten Themen zu folgen, kann sich sehr lohnen. Von der Notwendigkeit, dafür wieder viel Neues zu lernen, sollte man sich nicht abschrecken lassen. Manchmal muss man auch beruflich etwas einfach ausprobieren, um zu sehen, ob es einem zusagt.


Interview: Emma Schwentner, Roland Zweimüller